Dass die ASV Volleys am Sonntag um 15 Uhr zum Auswärtsspiel beim Tabellensechsten antreten, hat durchaus einen besonderen Charakter: denn dieser Tabellensechste ist nach sieben Spielen kein Geringer als der amtierende und Rekordmeister Berlin Recycling Volleys.
Darauf hätte vor der Saison wohl kaum einer gewettet, doch die Berliner sind mit nur zwei Siegen aus den ersten fünf Spielen unerwartet schwach in die Saison gestartet. Gegen Friedrichshafen und Lüneburg gelang dem deutschen Champion dabei nicht mal ein Satzgewinn. "Da ist die Stimmung natürlich auch nicht auf den Siedepunkt", vermutet Dachaus Trainer Patrick Steuerwald, dessen Bruder Markus wie in den Vorjahren als Co-Trainer bei den BR Volleys auf der Bank sitzt und der "ganz bestimmt auch nicht zufrieden sein wird, wie die Saison bisher gelaufen ist."
Und so teilen sich die Brüder dieses Gefühl, denn auch beim ASV ist man nach der 2:3-Niederlage gegen VCO Berlin ein gutes Stück weit weg von Zufriedenheit. "Am Montag hatten wir dann frei und das hat auch gut getan, um den Kopf einmal frei zu bekommen", so Steuerwald über die Tage nach der ärgerlichen und unerwarteten Niederlage - bereits die sechste in der noch jungen Saison. Aber die Saison nach einem Viertel schon abzuschreiben kommt für ihn dennoch nicht in Frage: "Der ein oder andere erklärt mich wahrscheinlich für verrückt, aber ich sehe uns nicht so weit weg. Es fehlt einfach das Selbstverständnis, das Selbstvertrauen und manchmal auch ein wenig Glück."
Der Ausblick auf die kommenden Aufgaben gibt nicht unbedingt Hoffnung, dass diese Komponenten in den nächsten Wochen verbessert werden können, denn nach Berlin heißen die nächsten Gegner Friedrichshafen und Düren. "Aber da können die Jungs mal an das oberste Bundesliga-Niveau schnuppern und sollen auch in diesen Spielen viel lernen. Und dann wollen wir das in den Matches gegen Gegner auf unserem Level umsetzen und zu unserem Spiel und dann hoffentlich auch zum Erfolg finden", hofft Steuerwald trotz der klaren Außenseiterposition auf positive Effekte.
Darauf hofft auch Außenangreifer Will Kuhns, der sagt: "Für Spiele wie am Sonntag spielen wir Volleyball. Ich bin total aufgeregt, erstmals in der Max-Schmeling-Halle und gegen das beste Team Deutschlands zu spielen", so der US-Amerikaner. "Ich hoffe, dass wir alle aus dem Spiel etwas lernen können und uns weiterentwickeln." Und auch wenn es sportlich für ihn und das Team noch nicht rund läuft, fühlt er sich dennoch sehr wohl nach seinen ersten Monaten in Dachau: "Für meine persönliche Entwicklung bin ich hier sehr glücklich. Alle Leute sind sehr freundlich und mit Patrick habe ich einen sehr geduldigen Trainer. Von ihm lerne ich nochmal ganz neue Dinge über Volleyball und daran will ich auch in den nächsten Monaten hart arbeiten."
Dabei wird er mit seiner Mannschaft am Sonntag auf hochmotivierte BR Volleys treffen, die sich zuletzt mit zwei klaren 3:0-Siegen in Freiburg und gegen VCO Berlin wieder etwas stabilisiert haben. Damit haben die Berliner offiziell ihre Aufholjagd eingeläutet, bei der sie sich auch keine unerwarteten Ausrutscher mehr erlauben sollten. Denn die in den letzten Jahren zum schärfsten Konkurrenten aufgestiegene SVG Lüneburg hat bei gleicher Anzahl gespielter Matches schon sieben Punkte Vorsprung. "Berlin hat nichts mehr zu verschenken, daher werden sie mit voller Wucht auf dem Feld stehen", erwartet Steuerwald daher. "Ich denke, dass unsere Jungs dann aber auch umso mehr aus dem Spiel mitnehmen können."
Foto: Arbeiten auch nach Rückschlägen gut zusammen: Trainer Patrick Steuerwald und Will Kuhns. (Fotograf: Leon Greitner)